Elbe-Jeetzel-Zeitung vom Samstag, 24. September 2016

Aus zwei Banken wird eine

Genossenschaften Volksbank OLD und Volksbank Clenze-Hitzacker planen Verschmelzung

Von Axel Schmidt
Lüchow. VR Plus Altmark-Wendland – das ist der neue Name, den die Genossenschaft
nach der Verschmelzung der Volksbank Osterburg-Lüchow-Dannenberg mit der Volksbank
Clenze-Hitzacker zum 1. Januar 2017 tragen soll. Details der geplanten Fusion haben nun die
fünf künftigen Vorstände der beiden Banken gegenüber der EJZ bekannt gegeben. Moderiert
wird der Verschmelzungsprozess von Professor Bernd Nolte. Der Fusionsexperte, der bereits an die 200 Verschmelzungen begleitet hat, ist optimistisch: „Beide Partner haben aus der Position der Stärke heraus den richtigen Weg beschritten.“

Der neue Name der Genossenschaft stammt von Bankmitarbeitern, die schon vor zwei Jahren an einem internen Strategie- Seminar teilgenommen hatten. Die neue Firmierung sei das „bewusste Zeichen für einen Neuanfang“, erklären die fünf Bankvorstände. Sie sind sich darin einig: Durch die Fusion wird das genossenschaftliche Ziel, weiterhin in der Region vor Ort präsent zu bleiben, weiter gestärkt. Die Kunden würden von einer weiter geplanten Spezialisierung der Berater profitieren. Das neu zusammengefügte Unternehmen will auch nach der Verschmelzung alle bisherigen Banken-Standorte aufrecht erhalten. In Lüchow wird die bisherige Geschäftsstelle der VB Clenze-Hitzacker am Marktplatz als Bürogebäude weiter genutzt, wobei der Bankautomat erhalten bleibt. In Salzwedel verfügt die VB Clenze-Hitzacker über Eigentum am Geschäftsstellengebäude, und der Mietvertrag der Geschäftsräume der VB OLD läuft in Salzwedel im nächsten Jahr aus.

Ob es zur Verschmelzung kommt, darüber haben die Mitglieder beider Banken abzustimmen.
Dafür sind außerordentliche Mitgliederversammlungen geplant, und zwar am 5. Dezember
in Hitzacker und am 6. Dezember in Lüchow. Zuvor will die VB Clenze-Hitzacker am 4. November in Schnega und am 7. November in Hitzacker bei Dialog- Veranstaltungen ihre Mitglieder über die Gründen für die Entscheidung unterrichten und Fragen beantworten.

„Für beide Genossenschaften ergibt die Fusion die gute Chance, ein neues Geschäftsmodell
mit dem zweiten Standbein der Ware zu entwickeln“, bilanziert Professor Nolte. Der Berater, der an einer Privat-Uni in Berlin doziert, unterstreicht, dass sich auch „kleine Banken angesichts der anhaltenden Negativ-Zins- Welt neu erfinden müssen“. Der Wettbewerbsdruck werde weiter wachsen. Vor allem Regionalinstitute würden zunehmend unter Druck geraten. Nach aktuellen Erkenntnissen würden viele Regionalbanken ab Mitte 2018 in die roten Zahlen rutschen. Zu den geringen Erträgen aus dem Zinsgeschäft auf der einen Seite kommen auch für kleine Banken auf der anderen Seite steigende Kosten für die rasante Entwicklung im IT-Bankenbereich hinzu. Noch mehr zu schaffen macht den Genossenschaftsbanken die Regelungswut der Bankenaufsicht, die neuerdings die EU-Vorschriften nur in englischer Sprache zum Umsetzen vor Ort übermittelt. Konkret hätte das für die VB Clenze-Hitzacker ab 2017 bedeutet: rund 50 000 Euro zusätzlich für die Weiterbildung der beiden IT-Fachleute sowie auf mittlere Sicht zwei zusätzliche Arbeitsplätze (über 100 000 Euro jährlich) für den Controlling- und Vorschriften-Bereich, teilen Volkmar Hundt und Torsten Dallmann, die Vorstände der VB Clenze-Hitzacker, mit. Das hätte die Ertrags- und mittelfristig die Eigenkapitalentwicklung negativ beeinflusst. Durch die Fusion würden diese Belastungen auf die größere Bank verteilt.

Der erste Kontakt in Sachen Fusion sei im April dieses Jahres zustande gekommen, berichten
die Vorstände. Von Anfang an habe man ein hohes Maß an gleicher „Denke“ über die Geschäftsentwicklung und eine hohe Einigungsbereitschaft festgestellt. Es folgten zehn weitere Beratungsrunden unter anderem in Bad Bevensen und Arendsee, an denen die Aufsichtsratsvorsitzenden mitwirkten. Nach der Zustimmung beider Aufsichtsgremien
wurde der Fusionsvertrag in dieser Woche von den Vorständen unterzeichnet. Nun muss der
Vertrag von der Bankenaufsicht und vom Prüfungsverband bestätigt werden.

VR Plus Altmark-Wendland ab 2017
▶ Bilanzsumme: 773 Millionen Euro (Bank und Ware)
▶ Kunden: 47 800
▶Mitlieder: mehr als 13 200
▶ Einlagen der Geldanleger: 501 Millionen Euro
▶ Forderungen gegenüber Kreditnehmern: 385 Millionen Euro

 

Kein Personalabbau wegen der Banken-Verschmelzung

as Lüchow. Die Aufsichtsräte und auch die Betriebsräte der Volksbanken Osterburg-Lüchow-
Dannenberg und Clenze-Hitzacker haben den Fusionsvertrag einstimmig befürwortet. Die Aufsichtsräte hätten damit den sich abzeichnenden Marktveränderungen Rechnung getragen und weitsichtig entschieden, urteilt Professor Bernd Nolte, der den Fusionsprozess beider Genossenschaften fachlich begleitet. Er ist sich sicher: Alle zusätzlichen finanziellen Aufwendungen – auch sein Honorar – würden sich für das verschmolzene Unternehmen
binnen eines Jahres amortisieren.

Von beiden Mitarbeitervertretungen seien die Verschmelzungspläne „extrem positiv“ aufgenommen worden, unterstreicht Nolte. Die Betriebsräte hätten zum einen die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten als zukunftsweisend beurteilt. Zum anderen ergäben sich für die Mitarbeiter innerhalb der verschmolzenen Genossenschaft neue und deutlich verbesserte berufliche Entwicklungschancen. Ein wichtiger Passus des Fusionsvertrages: Alle Mitarbeiter werden übernommen. Aus Fusionsgründen wird es drei Jahre lang keine betriebsbedingte Kündigung geben. Mit den 34 Beschäftigten der VB Clenze-Hitzacker werden dann 195 Angestellte der neuen VR Plus Altmark- Wendland im Bankbereich arbeiten. Die gesamte Mitarbeiterzahl in der Genossenschaft steigt auf mehr als 850.

Vereinbart ist, dass der Aufsichtsrat künftig aus zwölf Mitgliedern (bisher neun bei der VB
OLD) bestehen soll, davon fünf der bisherigen VB OLD, drei von der VB Clenze-Hitzacker sowie vier Vertreter der Belegschaft. Aus dem bisherigen Aufsichtsrat der VB Clenze-Hitzacker hätten drei Mitglieder ihre Bereitschaft erklärt, allein schon aus Zeitgründen aus dem Aufsichtsrat auszuscheiden, aber im Fachrat weiter mitzuarbeiten, so hieß es. Auch dies werten die Vorstände beider Genossenschaften als positives Zeichen für eine gedeihliche Zusammenarbeit mit einem neuen Geschäftsmodell. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates soll aus den Reihen der VB OLD stammen, der oder die Stellvertreterin
von der VB Clenze-Hitzacker.

Der Vorstand besteht künftig aus insgesamt fünf Mitgliedern. Deren Geschäftsfelder: Grit
Worsch verantwortet die Bereiche Vertrieb, Ware, eigene Beteiligungen und Personal. Volkmar Hundt ist zuständig für die interne Steuerung, das Rechnungswesen und Orga/IT. Torsten Dallmann widmet sich im Vertrieb den Privatkunden und dem Filialgeschäft, überwacht die Baufinanzierungen, das Immobiliengeschäft sowie das Marktservicecenter.
Hanno Jahn ist zuständig für Firmenkunden, Treasury und elektronische  Bankdienstleistungen.  Und Berthold Hilmer verantwortet die Marktfolge, die Beteiligungen sowie die Innenrevision.

Den Fusionsvertrag gemeinsam entwickelt haben (von links) die Vorstände Berthold Hilmer, Volkmar Hundt, Torsten Dallmann, die Aufsichtsratsvorsitzende der VB Clenze-Hitzacker, Dorothee Pengel, die Vorstände Hanno Jahn und Grit Worsch sowie Torsten Wojahn, Aufsichtsratsvorsitzender der VB OLD.