Von Axel Schmidt
Woltersdorf. Das Vertriebszentrum für den gesamten Warenbereich der Volksbank Osterburg-Lüchow-Dannenberg (VB OLD) wird künftig in Woltersdorf angesiedelt. „Dort entsteht ein Kompetenzzentrum für den warenwirtschaftlichen Unternehmensbereich mit dem Schwerpunkt zentraler Einkauf“, kündigt Grit Worsch, die Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft, an. Rund 1,5 Millionen Euro will das Unternehmen in An- und Umbau der bisherigen Warenzentrale investieren. „Die Detailplanungen laufen. Noch in diesem Jahr soll der erste Spatenstich erfolgen“, berichtet Worsch. Ziel sei es, Arbeitsprozesse und Strukturen zu optimieren sowie die Arbeitsplatzbedingungen auch im Hinblick auf die Digita-lisierung zu verbessern.
Raiffeisen-Geschäftsführer Matthias Lüdemann ergänzt, dass die Zahl der Mitarbeiter in Woltersdorf in jüngster Vergangenheit von 50 auf 60 gestiegen sei. Durch innerbetriebliche Umsetzungen würden bis zur Fertigstellung des Vetriebszentrums fünf weitere Stellen hinzu kommen. „Durch die Zentralisierung des Wareneinkaufs können sich die Filialen auf den Vertrieb und die Beratung konzentrieren“, erläutert Lüdemann den Grund der Umstrukturierung.
Gar 7,5 Millionen Euro verschlingt die größte Investition der Genossenschaft in diesem Jahr: der Bau einer Lagerhalle im Hafen in Lüneburg mit einem Fassungsvermögen von 30 000 Tonnen Dünger. Der jüngste Baubeginn der 160 Meter langen und 40 Meter breiten Halle hatte sich mehrfach verzögert, weil das Unternehmen auf die Zuschussbedingungen der EU wartete, die nun zwischen 20 und 25 Prozent betragen, informiert Worsch. Verknüpft wird der Hallenbau mit einem elektronischen Logistikkonzept mit dem Ziel, die Transporte auf der Straße zugunsten von Bahn- und Schiffstransporten zu entlasten.
Die Entwicklung des Warengeschäftes in 2016: „Trotz der anhaltend niedrigen Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte, einer eher durchschnittlichen Ernte und einem weiterhin relativ niedrigen Ölpreis hat die Warensparte ihre Position gefestigt und teilweise ausgebaut. Der Umsatz ist bei gesunkenen Preisen trotz teilweise größerer verkaufter Mengen von 306 Millionen Euro auf 287 Millionen Euro zurückgegangen. Die Erlöse liegen damit aber über dem erwarteten Wert von 275 Millionen Euro“, schildert die Vorstandssprecherin. Der Agrarbereich besitzt mit 67 Prozent nach wie vor den größten Anteil am Gesamtwarenumsatz. Die Umsatzrendite sei mit 0,5 Prozent insgesamt zufriedenstellend gewesen. Für den gesamten Unternehmensverbund peile der Vorstand für dieses Geschäftsjahr aber einen Wert von 1,0 Prozent Umsatzrendite an (2016: 0,89 Prozent).
„Die Handelsmengen an Roggen und Weizen waren etwa gleich groß wie im Vorjahr. Lediglich bei Gerste wurden nach der Rekordernte 2015 rund 20 000 Tonnen weniger aufgenommen“, verdeutlicht Matthias Lüdemann. Bei Raps sank die Aufnahmemenge um rund 10 000 Tonnen, der Ertrag sei aber durch einen gestiegenen Rapspreis nahezu kompensiert worden. „Bei Pflanzenschutzmitteln konnten sich die Landwirte über einen Preisrückgang von rund 5,7 Prozent freuen, was sich aber auch in der Umsatzentwicklung widerspiegelt. Bei Düngemitteln verkaufte die Genossenschaft größere Mengen, doch durch den Preisrückgang sank der Erlös von 31 auf 30 Millionen Euro.“ Ähnlich entwickelte sich das Geschäft mit Futtermitteln. Im Saatenzentrum in Dahlenburg sei die Produktionsmenge, die 2015 noch 15 300 Tonnen betrug, um etwa 1700 Tonnen gesunken.
In der Unternehmenssparte Energie (Umsatz 65 Millionen Euro) tankten die Kunden im vorigen Jahr an den 20 Tankstellen der Genossenschaft rund 43,4 Millionen Litern Kraftstoff, genau so viel wie im Vorjahr. In den Tankshops wuchs der Umsatz weiter um 2,4 Prozent auf 7,74 Millionen Euro. Nachdem der günstige Ölpreis die Heizölnachfrage 2015 merklich beflügelt hatte, lag der Umsatz für diesen Brennstoff in 2016 in etwa auf dem Vorjahresniveau.
Trotz weiter gesunkener Erzeugerpreise in der Landwirtschaft und der Tatsache, dass viele Bauern im Vorjahr „echt gespart haben“, seien die Umsätze mit Landtechnik auf konstantem Niveau geblieben. So habe die Genossenschaft insgesamt 692 Maschinen verkauft, davon 440 neue, berichtete Lüdemann.
Zum 1. Januar 2017 hat die Genossenschaft von der „Reinhard Wolter e.K. Handel“ den Kundenstamm, das Grundstück sowie die Lagerhalle im Hafen in Wittingen erworben. „Damit verstärkt und erweitert die Volksbank ihr Kartoffel- und Zwiebelgeschäft und richtet es neu aus. So werden die gesamten Handelsaktivitäten für Kartoffeln und Zwiebeln zukünftig zusammengefasst. Dadurch können wir uns im Interesse unserer landwirtschaftlichen Kunden noch stärker auf die Anforderungen des Lebensmitteleinzelhandels als Endabnehmer ausrichten und somit für den Landwirt bessere Vermarktungswege erschließen“, begründet Grit Worsch die Neuausrichtung dieses Geschäftsbereiches.
NEUE VIEHVERMARKTUNG NORD-OST
Keine engere Kooperation mit Uelzen
Positive Entwicklungsansätze sieht der Vorstand der Genossenschaft auch im Viehhan-delsgeschäft. So hatte die Viehvermarktung Elbe-Ilmenau, die zu 70 Prozent der VB OLD und zu 30 Prozent der Genossenschaft Bevensen- Bienenbüttel gehört, im vergangenen Jahr 339 866 Schweine und 24 372 Rinder an- und verkauft (2015: 339 154 Schweine und 19 460 Rinder). Der Umsatz ergab eine Summe von 47,5 Millionen Euro (2015: 40,4 Millionen Euro). Die geplante engere Kooperation mit der Viehvermarktung Uelzen liege aber nach einem entsprechenden Signal aus der Nachbarkreisstadt „auf Eis“. Statt dessen birgt die neue Viehvermarktung Nord-Ost, die zu 30 Prozent der Stader Saatzucht gehört und zu 70 Prozent der VB OLD, hoffnungsvolle Perspektiven im Bereich Mecklenburg und Süd-Holstein. Dort hatte die von der VB OLD erworbene Uwe Lindhorst GmbH ihren Kundenstamm im Viehhandelsgeschäft, der nun schrittweise ausgebaut werden soll.
Crowdfunding und Sponsoring
Doe VB OLD bietet Hilfe zur Selbsthilfe an
Lüchow. Seit 2016 bietet die Volksbank Osterburg-Lüchow-Dannenberg den Vereinen in der Region erstmals eine Crowdfunding-Plattform auf ihrer Internetseite an. Darauf hat Grit Worsch, Vorsitzende des Vorstands der Genossenschaft, aufmerksam gemacht: „Auf der Plattform haben Vereine die Möglichkeit, ihre Projekte vorzustellen und um Unterstützung zu werben. Gemäß dem genossenschaftlichen Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe unterstützt die Volksbank die Vereine, indem sie jede Spende bis 500 Euro verdoppelt.
Der Reit- und Fahrverein Dannenberg sowie die Gemeinnützige Bäder-Betriebs GmbH in Lüchow haben bereits die Finanzierung von Projekten über die Plattform realisiert. Aktuell wirbt der Schützenverein Sallahn um Spenden für die Anschaffung eines Jugendgewehres sowie der Schießsportausrüstung der Kinder und Jugendlichen des Vereins.“
Darüber hinaus habe sich die Genossenschaft dank ihres Geschäftserfolgs auch wieder gesellschaftlich engagiert und durch Spenden und Sponsoring regelmäßig sportliche, soziale und kulturelle unterstützt. Insgesamt vergab das Unternehmen im Jahr 2016 Spenden und Zuwendungen in Höhe von rund 52 000 Euro. Hinzu kamen diverse Sachspenden aus den Produktsortimenten der landwirtschaftlichen Geschäftsstellen, der Raiffeisen-Märkte und der Landtechnik-Zentren. as