Von Axel Schmidt
Lüchow. Die Genossenschaft Eier und Tiefkühlkost Uelzen (ETU) und die Volksbank Osterburg-Lüchow-Dannenberg (VB OLD) wollen fusionieren. Beide Vorstände und Aufsichtsräte haben dafür Absichtserklärungen unterzeichnet. Die Mitglieder sollen die Fusion am 5. Juli auf der Generalversammlung im Verdo in Hitzacker beschließen. Durch die Verschmelzung will der VB OLD-Vorstand die 15 Arbeitsplätze der kleinen, fast 90 Jahre
alten Genossenschaft retten, die in finanzielle Turbulenzen geraten war. Durch den erfolgten Personalabbau sowie der begonnene Neuausrichtung der Geschäftsfelder versprechen sich
die Verantwortlichen ein solides Wachstum, betonte Grit Worsch, die Vorstandsvorsitzende der VB OLD. ETU vertreibt gefrorene Lebensmittel von Langnese, liefert aber auch Eier, Frischfleisch, Wurst und Salate an Großküchen, Gastronomiebetriebe, Seniorenheime und Schwimmbäder. Der Bereich solle künftig als Geschäftsstelle der Zweigniederlassung Hankensbüttel-Groß Oesingen geführt werden. Für die Kunden der ETU ändere sich nichts. „Wir werden dadurch Großhändler in der Branche“, sieht Worsch mittelfristig Vorteile.
Der Betriebsrat hat den Plänen zugestimmt. Die Fusion führt zu keinen Veränderungen
im Vorstand und Aufsichtsrat der VB OLD.
Seit Ende April betreiben die ETU (Umsatz rund 2,5 Mio. Euro) und die VB OLD das operative
Geschäft in Uelzen gemeinsam. Schon seit zwei Jahren leistet die VB OLD bei der ETU Hilfestellung gegen Kostenerstattung, was das Verbessern von Geschäftsabläufen angeht. Federführend tätig ist dort Martina Grud, die ehemalige Wirtschaftsförderin des Landkreises und nunmehr Vorstandsassistentin der VB OLD, mit weiteren Finanz- und Vertriebsfachleuten. Anlass dafür war ein Sanierungsantrag, den die ETU beim zuständigen Verband gestellt hatte. So wurden 600 000 Euro an Sanierungsmittel als Bürgschaften, Sanierungsdarlehen und Teilzuschüssen gewährt. Grund für die Schieflage der ETU soll dem Vernehmen nach ein Großauftrag der Bundeswehr gewesen sein, der die personellen und finanziellen Möglichkeiten der ETU überstieg. Der Umsatz war zwar von bis dato gut 2 Mio. Euro auf etwa 4,5 Mio. Euro explodiert. Aber wegen der vielen kostenverursachenden
Randbedingungen blieb der Ertrag deutlich unter den Erwartungen. Die Folge: Mit dem Werkleiter wurde einvernehmlich ein Aufhebungsvertrag abgeschlossen. Das Personal
wurde von an die 30 zu Beginn des Jahres 2015 drastisch auf aktuell 15 Mitarbeiter reduziert. Das neue Vertriebskonzept der ETU beinhaltet, auch Tankstellen mit Lebensmitteln zu beliefern. Seit Dezember 2015 wird dies mit den 20 Tank-Shops der VB OLD praktiziert. Parallel dazu intensivierte der Betrieb die Vertriebsschulungen für Mitarbeiter. Nun sollen auch andere Tank-Shops als Kunden gewonnen werden.
Dann der Rückschlag: Wegen eines Defektes im Kühlsystem wurde zum Jahreswechsel 2015/16 das gesamte Warenlager der ETU vernichtet. Und: Der geschasste Werkleiter nutzte die Chance, die ETU-Kunden zu versorgen. Das führte im Geschäftsjahr 2016 dazu, dass die ETU wegen der technisch-zeitlichen Vertriebslücke einen Verlust von rund 286 000 Euro auswies. In den Jahren zuvor waren Gewinne von 1500 bis 7500 Euro, im höchsten Fall mal 26 500 Euro erwirtschaftet worden. Der Verlust des Geschäftsjahrs 2014 betrug wegen des Bw-Liefervertrages rund 500 000 Euro. Die VB OLD ließ extern analysieren, ob die ETU nachhaltig existenzfähig ist. „Das Ergebnis war eine positive Fortführungsprognose. Auch wenn wir Ende 2016 feststellen mussten, dass die angestoßenen Veränderungen greifen, allerdings langsamer als eingeschätzt“, schildert Grit Worsch. Deshalb werde die VB OLD weiter beim Vertrieb Hilfe leisten. Das Umsatzpotenzial betrage 4 Mio. Euro bis 2020. Der Genossenschaftsverband sei mit einem Fusionsgutachten beauftragt. Die ETU besitzt nur elf Mitglieder, darunter Genossenschaften sowie die Viehvermarktung Lüchow-Dannenberg, die mit der VB OLD fusioniert hatte.
