Dünsche. Der erste Schritt zur Fusion der Landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft Lüchow (LBAG) und der VR PLUS Altmark-Wendland ist gemacht. 89 Prozent der anwesenden LBAG-Mitglieder stimmten am Mittwochabend bei der außerordentlichen Generalversammlung im Gasthaus Sültemeier in Dünsche für die Verschmelzung beider Genossenschaften. Von den 261 Mitgliedern der LBAG hatten nur 83 Interessierte an der Abstimmung teilgenommen. „Damit haben wir eine Weiche gestellt, um die erfolgreiche Arbeit unserer Genossenschaft auch in Zukunft zum Wohle der Mitglieder aus der Landwirtschaft und der Mitarbeiter fortzusetzen“, bekräftigte Axel Tiemann, Vorsitzender des LBAG-Aufsichtsrates. Rainer Kühn und Horst Gauster, bisher die Spitze des LBAG-Vorstands, werden in den Aufsichtsrat der VR PLUS rücken. Damit die Verschmelzung rechtswirksam wird, müssen die Mitglieder der VR PLUS der Fusion am 2. Juli ebenfalls zustimmen. Nach über 25 Jahren als Chef der LBAG berichtete Geschäftsführer Jürgen Schlüsselburg ein letztes Mal über die Entwicklung des Unternehmens. Bei einem Umsatz von 113 Millionen Euro im zweiten Halbjahr 2017 wuchsen der Futtermittelabsatz um 5,5 Prozent auf 5102 Tonnen, das Maschinengeschäft gar um 26 Prozent. Auch der Verkauf von Getreide und Raps war im Vergleichszeitraum von 5616 auf 6895 Tonnen gewachsen. Indessen war die angenommene Erntemenge um 4,3 Prozent auf 15408 Tonnen zurückgegangen. Maßgeblich beeinflusst wurde der Gewinn (207000 Euro) vom Verkauf der Betriebsstelle in Trebel, die laut Prüfungsbericht für rund 130000 Euro veräußert worden war. Der Überschuss wurde aber nicht – wie nach der Warenrückvergütung üblich – in die Rücklage überwiesen, sondern die LBAG zahlte ihren Mitgliedern eine mehr als doppelt so hohe, zusätzliche Rückvergütung (36450 Euro) und eine zweite „Leistungsanerkennung“ an alle 55 Mitarbeiter aus (rund 34000 Euro). Begründung? Fehlanzeige. Fusionsexperte Professor Bernd Nolte, der die Verschmelzung koordinierend vorbereitet hatte, listete 13 Vorteile für die LBAG-Mitglieder auf, darunter auch den Hinweis, dass der LBAG-Anteil bei einer Fusion mit der VR PLUS – rein rechnerisch – 46 Prozent mehr Wert erhalte. Im Verschmelzungsvertrag seien jene Vorteile rechtlich gesichert. Dazu zählt die Übernahme aller Beschäftigten, für die betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2020 ausgeschlossen sind, ferner die Übernahme von Geschäftsführer Schlüsselburg mit Gesamtprokura ins Warengeschäft und die Vertretung mit zwei Positionen im zu erweiternden Aufsichtsrat. Zudem werde die bisherige Nachschusspflicht für Anteile abgeschafft. Das Verschmel-zungsgutachten des Prüfungsverbandes besagt, dass die Fusion sinnvoll und mit den Interessen von Mitgliedern und Gläubigern vereinbar sei. Laut Gutachten seien in den drei Jahren nach der Fusion Synergien von 770000 Euro zu erwarten. Landwirt Rainer Klaucke befürchtete Nachteile im Maschinengeschäft und in der Außendienstbetreuung, in der sich VR PLUS – an einem Beispiel – an der Grenze der Leistungsfähigkeit befinde. Ein anderes Mitglied wollte wissen, was mit den Synergie-Geldern geschehe. Grit Worsch, Vorstandsvorsitzende der VR PLUS, antwortete, dass die Mittel für den Neubau eines zentralen Pflanzenschutzmittellagers in Lüchow angespart würden. Ferner seien Auflagen der Gewerbeaufsicht abzuarbeiten, und auch bei der Preisgestaltung würden die Kunden an den zu erwartenden Einkaufsvorteilen beteiligt. Probleme im Maschinengeschäft bewertete Worsch als „gering“. Hans-Jürgen Oelke, ehemaliger LBAG-Aufsichtsratschef, erneuerte seine Forderung, aus den bilanziellen Rücklagen (rund vier Millionen Euro) noch vor der Fusion eine Million Euro an die LBAG-Mitglieder auszuzahlen. Das Geld sei ja von der LBAG erwirtschaftet worden, und der rechnerische Wert der LBAG-Anteile sei höher als der der VR-PLUS-Anteile. Oelkes Idee fand keine Unterstützung der Mitglieder. Im Gegenteil. Karl Behrens wurde laut: Oelke solle aufhören, falsche Zahlen zu verbreiten. Oelkes ehemalige Position, mit der Saatbau Clenze zu fusionieren, habe die LBAG-Mitglieder beinahe in die Nachzahlungspflicht getrieben. Professor Nolte kommentierte: So ein Fall, wie Oelke fordere, dass eine Genossenschaft vor einer Fusion Geld aus dem Eigenkapital an Mitglieder auszahle, habe er noch nicht erlebt. Das widerspreche dem Genossenschaftsgedanken und sei im arabischen Raum mit „Kasse machen“ zu verorten.