Von Christiane Beyer
Lüchow. „Meine Gefühle sind richtig und wichtig, Deine Gefühle sind richtig und wichtig. Ich sag Nein, lass das sein. Grenzen setzen, nicht verletzen. Ein gutes Geheimnis behalte ich für mich, ein schlechtes Geheimnis sage ich weiter! Ich kann helfen und mir Hilfe holen. Denn eines sag ich Dir, mein Körper gehört mir“: Das sind die Sätze des Kinderschutz-Raps, den die Mädchen und Jungen des Waldkindergartens in Grabow gestern in der Lüchower Filiale der VR-Plus Bank laut hinaus schmetterten.
Gelernt haben sie diesen Rap und viele andere Lieder im Rahmen von „Echte Schätze“. So heißt ein Gewalt-Präventions- Projekt, das auf Kinder zugeschnitten ist, die noch die Kita besuchen. Das Präventionsbüro „Petze“ in Kiel hat dazu die Materialien entwickelt. Und die befinden sich alle in einer Schatzkiste, die die fünf teilnehmenden Kitas – neben der Waldkita aus Gartow sind das die evangelischen Kitas aus Hitzacker und Clenze, die DRK-Kita Mullewapp aus Dannenberg und die Elbuferzwerge-Kita der Perspektive in Neu Darchau – ausleihen konnten: Ein Gefühleherz aus Plüsch, ein grauer Geheimnis-Sack mit schweren Sandsäcken, ein bunter Sack mit spannenden Geheimnis-Säckchen, drei Körpertafeln mit roten und grünen Magneten, ein großes Megafon, eine Stoppkelle und eine Handpuppe, die Katze Kim.
All diese Dinge unterstützen, damit Kinder lernen, dass ihre Gefühle richtig sind und sie ihnen vertrauen können, dass sie zwischen angenehmen, unangenehmen und komischen Berührungen unterscheiden können, dass es einen Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen gibt. Und dass sie „Nein“ sagen und sich auch Hilfe holen dürfen, wenn sie etwas nicht allein schaffen. „Hilfe holen, wenn etwas Doofes passiert, ist kein petzen, sondern mutig“, sagte Ursula Schele, die gestern aus Kiel eine zweite Präventionskiste mitgebracht hatte. Damit kann das Projekt „Echte Schätze“in weiteren acht Kitas realisiert werden. Für die Einrichtungen bedeutet das allerdings viel Arbeit, sagte Dolly Tembaak der Beratungsstelle „Violetta“, die das Projekt mit Fortbildungen für die Mitarbeiterinnen und auch Elternabenden begleitet.
Finanzielle Unterstützung für die erste Runde gab es von VR Plus Bank, die 1400 Euro aus den Erträgen des Gewinnsparens beisteuerte. So mussten von den Kitas nur noch 100 Euro pro Einrichtung dazubezahlt werden.
Schele, die die ersten zehn Jahre ihres Lebens in der Jeetzeler Straße in Lüchow verbrachte, freute sich, dass „Nein heißt Nein“ endlich Gesetz sei. Den Kindern sagte sie, dass ein leises und auch ein lautes „Nein“ Gehör finden müssen. An die Erwachsenen appellierte sie, auf Kinder zu hören. Noch heute müsse ein Kind durchschnittlich sieben bis acht Erwachsene ansprechen, bevor ihm geglaubt werde.