Elbe-Jeetzel-Zeitung vom Samstag, 14.04.2018

Keine "Mitgift" für Standort-"Perle"

LBAG Lüchow informiert Mitglieder über Fusionsdetails - Doppelte Warenrückvergütung und Leistungsprämie

Dünsche. Welchen wirtschaftlichen Wert besitzt ein Anteil der Landwirtschaftlichen  Bezugs- und Absatzgenossenschaft Lüchow (LBAG), wenn er im Zuge der geplanten Verschmelzung
mit der VR Plus Altmark-Wendland im Verhältnis 1 zu 3,33 getauscht wird? Zahlt die LBAG aus ihrem Eigenkapital noch eine „Mitgift“ an ihre 261 Mitglieder aus, bevor die  Genossenschaften verschmelzen? Schließlich erhalte die VR Plus mit dem LBAGStandort in Lüchow ja eine echte „Perle“. Solche Versuche, der LBAG noch Kapital zu entziehen, bevor sie mit der VR-Plus-Genossenschaft verschmilzt, erteilte Grit Worsch, die  Vorstandsvorsitzende des übernehmenden Unternehmens, eine klare Absage: Solch eine „Mitgift“-Zahlung verstoße gegen geltendes Recht. Und: Eine solche rückwärtsgewandte Auszahlungsmentalität widerspreche klar den Vorstellungen beider Vorstände und Aufsichtsräte über die künftigen Entwicklungsziele der dann verschmolzenen Genossenschaft.

Aus dem fast voll besetzten Saal des Gasthauses Sültemeier in Dünsche stellte Mitglied Friedhelm Pengel in den Raum, dass die LBAG von 2013 bis 2017 rund eine Million Euro an Rücklagen gebildet habe. Davon könnte das Unternehmen doch eine Sonderausschüttung von
500 Euro pro Anteil an die Mitglieder auszahlen. Für die rund 650 000 Euro sei genügend Liquidität vorhanden. Pengel ebenso wie Hans-Jürgen Oelke, der 25 Jahre im  LBAG-Aufsichtsrat tätig war, betonten ausdrücklich, dass sie für die Fusion seien, die LBAG aber „nicht für lau“ mit der VR Plus verschmelzen wollten. Oelke behauptete, der interne LBAG-Anteilswert betrage 27 000 Euro, der eines Anteils der VR Plus 8 000 Euro. Dafür erntete er nicht nur von Vorstandschefin Worsch massives Kopfschütteln, denn dass die Anteilswerte nach Umrechnung genau andere Summen ergaben, hatte sie den Mitglieder zuvor in einer Präsentation nachvollziehbar verdeutlicht.

Mitglied Karl Behrens wies die Idee der Sonderausschüttung entschieden zurück. Er verwies
auf den hohen Investitionsbedarf, den die LBAG vor allem am Standort Brunau seit Jahren vor sich hergeschoben habe. Hermann Schulz, vieljähriger Vorstandsvorsitzender der LBAG,
wurde noch deutlicher: Falls die Fusion scheitere, müssten die LBAG-Mitglieder statt mit einer Sonderzahlung damit rechnen, über die Nachschusspflicht in Anspruch genommen zu werden. Denn der Investitionsstau sei so hoch, dass die LBAG diese Mittel gar nicht  erwirtschaften könne. Der Verlust ganzer Geschäftsfelder sei dann absehbar. Und das wäre im Interesse der Mitarbeiter geradezu fatal.

Schulz hatte sich auf eine Darstellung des Geschäftsführers Jürgen Schlüsselburg bezogen.
Der hatte erst kurz zuvor den Investitionsstau in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro, davon
allein 2,7 Millionen Euro am Standort Brunau, im Detail verdeutlicht und damit die Risiken
offenbart. Schlüsselburg erläuterte die Geschäftszahlen für das zweite Halbjahr 2017. Dabei sei bei einem zufriedenstellenden Umsatz von 11,3 Millionen Euro Umsatz ein Überschuss von 205 000 Euro erwirtschaftet worden, maßgeblich beeinflusst vom Verkauf des LBAG-Grundstücks in Trebel. Aus diesem Überschuss will die LBAG eine verdoppelte Warenrückvergütung (36 000 Euro) ausschütten sowie den 55 Beschäftigten eine doppelt so hohe Leistungsprämie zahlen (34 000 Euro). Entsprechende Beschlüsse stehen aber noch aus.

Zuvor hatten Worsch und Rainer Kühn, der Vorstandsvorsitzende der LBAG, umfassend für
die positiven Entwicklungschancen einer verschmolzenen Genossenschaft geworben. Voraussetzung dafür ist, dass die Mitgliederversammlungen von LBAG (2. Mai) und von VR Plus (2. Juli) mit entsprechenden Mehrheiten die Fusion beschließen. Kühn präsentierte Details aus dem Entwurf des Verschmelzungsvertrages, der in den LBAG-Geschäftsräumen ausliegt. Darin ist geregelt, dass das Personal komplett von der VR Plus übernommen wird und einen fusionsbedingten Kündigungsschutz bis Ende 2020 erhält. Geschäftsführer Schlüsselburg wird mit Gesamtprokura übernommen. Und Rainer Kühn und Horst Gauster werden in den dann 15-köpfigen Aufsichtsrat der VR Plus übernommen. as