VON DETLEF BOICK
Seehausen/Lüchow. Die „Klimadürre und die Zinswüste“ seien die wesentlichen Gründe dafür, warum 2018 für die VR Plus Altmark-Wendland kein Erfolgsjahr war. Die Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft
, Grit Worsch, räumte bei der Generalversammlung
in Seehausen ein, dass „sich die Zahlen 2018 verschlechtert haben“. Trotzdem sprach Worsch von einem „deutlich positiven Ergebnis“: Das Bankgeschä
ft habe das Minus im Warenbereich kompensiert. Bei einem um 3,6 Prozent auf 870,6 Millionen Euro gestiegenen Bilanzvolumen beträgt der 2018er-Bilanzgewinn 2,739 Millionen Euro – 2,02 Millionen Euro weniger als 2017.
Der Genossenscha
ftsverband bestätigt im Ergebnis der gesetzlichen Prüfung diese Einschätzung der Vorstandsvorsitzenden. Das Jahr der großen Dürre habe bei der VR Plus zu „Bremsspuren im Warenbereich“ geführt, sagte Verbandsprüfer Dirk Abel. Dennoch bezeichnete er die Ertragslage der Genossenschaft
noch als ausreichend, sie sei gut aufgestellt und verfüge über eine sehr gute Vermögenslage. Allerdings reiche der Jahresüberschuss nicht aus, um durchschnittliche Anforderungen an die Rücklagenerhöhung
zu erfüllen. Die mehr als 600 anwesenden Mitglieder genehmigten trotzdem den Jahresabschluss 2018 und entlasteten ebenso den Vorstand, den Aufsichtsrat und den Fachrat für den warenwirtscha
ftlichen Bereich.
Aus dem Bilanzgewinn zahlt die VR Plus eine Dividende von 4,5 Prozent auf die Geschä ftsguthaben an ihre 13 671 Mitglieder. Der Rest, insgesamt 2,37 Millionen Euro, fließt in die Rücklagen,beschloss die Versammlung.
„Beherrschend war die Dürre“, die habe dazu geführt, dass die Ergebnisse in allen fünf Geschäft
sbereichen der VR Plus hinter den Erwartungen geblieben seien, blickte Grit Worsch
auf das Geschä
ftsjahr 2018 zurück. Worsch erwartet grundsätzliche Umwälzungen, weil man 2018 einen Eindruck davon bekommen habe, was der Klimawandel bedeuten könne. Zudem
steige durch die Digitalisierung der Wettbewerbsdruck, allerdings eröffneten sich dadurch
auch neue Geschä
ftsfelder. Die VR Plus will 500 000 Euro in ein Digitalisierungsprojekt für den Handelsbereich stecken, informierte die Vorstandsvorsitzende. Im Bankbereich grei
ft man auf eine Verbundlösung aller Volksbanken zurück.
35 Prozent Minus beim Getreideeinkauf
Im Agrar-Bereich ist der Getreideaufkauf in der Ernte um rund 35 Prozent von rund 400 000 auf 250 000 Tonnen gesunken. Das habe entscheidend zu einem deutlich geringeren
Handelsvolumen im Vorjahr beigetragen, verdeutlichte die Vorstandsprecherin. Die Umsatzerlöse im Warenbereich stiegen von 288 Millionen auf 303 Millionen Euro, die Steigerung ist jedoch auf Fusionseffekte von 22 Millionen Euro durch die Verschmelzung
mit der Landwirtschaft
lichen Bezugs-und Absatzgenossenschaft
(LBAG) Lüchow zurückzuführen. Das Rohergebnis im Warenbereich sank leicht auf 34 Millionen Euro, schilderte Worsch. Allein im Agrar-Bereich verminderte sich der Umsatz um 5,1 Prozent auf 176 Millionen Euro. Der Rückgang wäre wohl noch größer ausgefallen, wenn die Getreidepreise wegen der Trockenheit nicht um rund 30 Prozent gestiegen wären. Zudem
erhöhte sich der Futtermittelumsatz durch die Grünfutterverknappung um 15 Prozent.
Ein deutliches Umsatzplus gab es dagegen im Energie-Bereich, die Erlöse stiegen um 22
Prozent auf 89,3 Millionen Euro. Allein beim Kra
ftstoffverkauf erhöhten sich die Erlöse um elf
Prozent. Weniger als erwartet erhöhten sich dagegen die Umsätze in den 14 Märkten der Genossenschaft
, und zwar um 2,7 Prozent auf 9,9 Millionen Euro. Die Steigerung im Technik-
Bereich um 22 Prozent auf 21 Millionen Euro entspricht dem Umsatzanteil der LBAG Lüchow.
Kein Wachstum im Kreditgeschäft
Auch das Kreditgeschä
ft der VR Plus Bank litt unter der Dürre, weil Landwirte Investitionen
verschoben hätten. Erstmals seit Langem habe es in diesem Bereich kein Wachstum gegeben, informierte Worsch. Das Kreditgeschäft reduzierte sich um 0,8 Prozent auf 385 Millionen Euro, die Einlagen stiegen um 5,9 Prozent auf 588 Millionen Euro. Die Zinserträge sanken um gut eine Million auf 13,4 Millionen Euro. Auch für dieses Jahr rechnet Worsch mit einer unterdurchschnittlichen Entwicklung.
Der gesamte Personalaufwand für die 898 Mitarbeiter, davon 81 Auszubildende, an den 112
Standorten sank laut Gewinn-und Verlustrechnung um rund 400 000 auf 28,9 Millionen Euro.
Worsch versprach, dass sich die Genossenscha
ft weiterhin der Verantwortung für den ländlichen Raum stellen werde. Das Unternehmen werde die gesamte Filialstruktur kritisch durchleuchten und eventuell kundenorientiert kleinere Filialen zusammenschließen. Zudem soll aus den eigenen Handwerkern und der Immobilien-Verwaltung ein neuer Geschäftsbereich entstehen: VR Plus Immo. Für die neue Unternehmenszentrale in Lüchow haben die Planungen begonnen, informierte Worsch. Eine Absage erteilte sie einer Fusion
mit der Agravis-Raiffeisen AG, einer der führenden Genossenschaft
en im Agrarbereich.
VR PLUS ALTMARK-WENDLAND IN ZAHLEN
2018 2017
Bilanzsumme 870,6 Mio. Euro 840,3 Mio. Euro
Forderung an Kunden 384,7 Mio. Euro 387,9 Mio. Euro
Aktien und Wertpapiere 128,7 Mio. Euro 123,5 Mio. Euro
Warenbestand 98,3 Mio. Euro 90,0 Mio. Euro
Sachanlagen 56,9 Mio. Euro 55,4 Mio. Euro
Verbindlichkeiten 588 Mio. Euro 554,7 Mio. Euro
Rückstellungen 6,22 Mio. Euro 6,2 Mio. Euro
Eigenkapital 8,69 Mio. Euro 8,12 Mio. Euro
Bilanzgewinn 2,74 Mio. Euro 4,76 Mio. Euro
Mitgliederzahl 13 671 13 558